Sandra Mosch
Eine lange Reise beginnt meistens mit dem ersten Schritt, oft zufällig und unerwartet. Genauso ein Zufall ließ mich 1969 in Halle an der Saale zur Welt kommen. In Ostdeutschland war es damals üblich, Kreativität in Kursen und Pioniernachmittagen zu fördern und so machte ich meine ersten künstlerischen Schritte im Peißnitzhaus auf der Saaleinsel. Fast ein Jahrzehnt fuhr ich zweimal wöchentlich mit der Straßenbahn quer durch die Stadt, um an den fantastischen und sehr begehrten Kursen der Grafikklasse teilzunehmen. Ich lernte, Ton auf Töpferscheiben zu drehen und Grafiken in Holz und Linol zu schneiden. Eine feine Zeit.
Meinem Vater war es zu verdanken, dass er einen Maler so lange bat, mich in sein Atelier aufzunehmen, bis dieser nachgab und mich tatsächlich in seiner Malereiklasse für Erwachsene mit malen ließ. So kam es, dass ich, so oft es meine Zeit erlaubte, zu Klaus Dieter Ullrich ins Klubhaus fuhr. Hier hatte ich endlich eine Heimat gefunden. Ich erinnere mich noch heute an die Mischung aus Vanilletabak und Terpentin in meiner Nase. Mein Malervater brachte uns die Techniken der alten Meister bei, Öl-Schichtmalen, Eitempera, Aquatinta, Gouache und vieles mehr. Das erste Mal sah ich bewusst Rembrandt, Rubens und Titian, wohlgemerkt in einem alten Sammelbuch mit Zigarettenbildchen aus der Vorkriegszeit. Man kann sich meine Freude gar nicht vorstellen, als ich Jahre später auf einem Flohmarkt in Wien genau dieses Buch fand. Ich hüte es, wie einen Schatz, war es doch mein Einstieg in das Reich der alten Meister.
Wie stolz war ich, als ich in die Förderklasse der Burg Giebichenstein aufgenommen wurde. Die Kunsthochschule in Halle-Saale, das Sehnsuchtsziel meiner Träume. Jede Woche konnte ich nun unter Gleichgesinnten malen, zeichnen und Ausstellungen besuchen, angeleitet von Studenten der Burg, immer mit der Aussicht, in ein paar Jahren selbst Kunst zu studieren.
Unfassbar die Enttäuschung, als ich erfuhr, nicht fürs Gymnasium zugelassen zu werden. Kein Abitur! Kein Kunststudium! Nicht meine Noten waren der Grund, im Gegenteil, die waren ausgezeichnet. Nein, im real existierenden Sozialismus wurden keine Leute gefördert, die so etwas Banales wie Künstler werden wollten, unterstützte man doch lieber Ingenieure und Wissenschaftler.
Und wieder war es meinem Vater zu verdanken, mich davon zu überzeugen, auf einem Umweg das Abitur zu machen und mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ich wurde Maschinen- und Anlagenmonteurin in den Pumpenwerken Halle und bekam nach drei Jahren einen Facharbeiterbrief und das Abitur. Während dieser Zeit malte und zeichnete ich im Atelier und in der Natur. Ich erinnere mich, dass ich manchmal so erschöpft war, dass ich kaum den Bleistift halten konnte.
Ich machte erfolglos zwei Aufnahmeprüfungen an der Kunsthochschule und begann Maschinenbau zu studieren, bis ich auf eine neue Studienrichtung aufmerksam wurde: Industriedesign. Ich bewarb mich an der Burg Giebichenstein und bestand die Eignungsprüfung auf Anhieb. Ich studierte Design und verband ab diesem Zeitpunkt die Kunst mit meinen technischen Fähigkeiten.
Nach der Vereinigung Deutschlands tingelte ich durch die halbe Welt und studierte in Halle, Wien und London. Ich lernte in der Meisterklasse für Produktgestaltung Metall an der Universität für Angewandte Kunst in Wien Entwerfen, Schweißen, Goldschmieden und Aktzeichnen, arbeitete am Computer und beteiligte mich an Ausstellungen. 1996 bekam ich mein Diplom als Industrie Designerin an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Meine Diplomarbeit wurde mehrfach ausgezeichnet und eine Photovoltaikanlage nach diesen Ideen wurde im Zoologischen Garten in Halle an der Saale errichtet und produziert Strom.
Heute lebe ich mit meiner Familie in Wien. Ich male, zeichne und besuche Kunstausstellungen. Ich gestalte in meinem Design-Studio Solaranlagen und Windräder, zeichne Bühnenbilder für Theater oder technische Infografiken für Websites. Ich entwickle neue Konzepte, Produkte und Corporate Designs für meine Kunden.
Wenn ihr meine Bilder angeschaut habt, könnt ihr gerne auch meine Design-Website besuchen www.moschdesign.com.
Verlernt nicht zu träumen und behaltet das Ziel im Auge!
Sandra Mosch